Herzlich Willkommen auf unserer Homepage !
 

Vorab bemerkt:
von Antonina Domke

Da über unsere Volksgruppe hier nur so wenige Bescheid wissen bzw. falschen Eindruck haben,
sind wir bestrebt, mit dieser Begegnungsstätte und auch mit unseren Gesangsdarbietungen einen realistischen Einblick in die Geschichte und die Kultur der Russlanddeutschen zu geben und die Vorurteile und Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
Damit halten wir auch für uns selbst unsere eigene Historie aufrecht.
Das tun wir im Namen unserer Vorfahren und für unsere Nachkommen.



Mythen und Fakten: Welche Leistungen bekommen die Spätaussiedler?"
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Wer sind die Russlanddeutschen?

Im 17. und 18. Jahrhundert eroberte Russland große Gebiete im Osten und Süden des Landes entlang der Wolga und am Unterlauf des Dnjepr. Diese Gebiete waren zu jener Zeit menschenleer. Russische Regierung bemühte sich um deren Besiedelung - zur wirtschaftlichen Erschließung und auch zur Sicherung der neuen Grenzen. Mit der Thronbesteigung der Zarin Katharina der II., der früheren Prinzessin Sophie Frederike von Anhalt-Zerbst, im Jahr 1762, wurde die Kolonisationspolitik solcher Gebiete betrieben. In ihrem Manifest vom 22. Juli 1763 rief Katharina die II. deutsche Bauern ins Land. In dem Dekret wurden viele Prioritäten versprochen: freie Wahl des Wohnortes und des Berufes, freie Religionsausübung, Selbstverwaltung in den Kolonien, Befreiung von Militärdienst und Steuern und vieles mehr. Zu dieser Zeit herrschte in vielen Teilen Deutschlands wirtschaftliche und soziale Not. Die Aussicht auf besseres Leben veranlasste vornehmlich Bauern und Handwerker kleinerer Territorien als Kolonisten nach Russland zu gehen. Menonniten, deren Religion Militärdienst verabscheute, begaben sich ebenfalls auf die weite Reise ostwärts.

Die ersten deutschen Aussiedler kamen 1764 nach Dobrinka bei Saratow an der Wolga. Nach und nach bildeten sich in der Wolgaregion, im ukrainischen Küstengebiet des Schwarzen Meeres, im Kaukasus und in Bessarabien rund 300 Mutterkolonien, in denen evangelische und katholische Christen, sowie Menonniten lebten.

Ab 1783 begann der Aufbau der Selbstverwaltung an der Wolga. Der wirtschaftliche Erfolg hat den Kolonisten ein beachtliches gesellschaftliches und kulturelles Leben ermöglicht. So bauten sie auf eigene Rechnung Bildungseinrichtungen, gründeten Zeitungen, Verlage, Krankenhäuser, Kirchen, Bierbrauereien und Hotels.

Bis zum Jahre 1914 wuchs die Anzahl der Kolonien bis auf rund 3000. Als das Land in den Kolonien knapp wurde, kam es zu einem starken, damals freiwilligen und von der Regierung geförderten, Zustrom deutscher Siedler nach Sibirien und Mittelasien. Insgesamt bildeten die Deutschen einen Stützpfeiler der staatlichen Modernisierungspolitik.

Der erste Weltkrieg brachte entscheidende negative Veränderungen für die Deutschen in Russland. Ein bestimmender Faktor war dabei das zunehmend kälter gewordene außenpolitische Verhältnis zwischen Deutschland und Russland. In vielen Städten Russlands gab es damals antideutsche Pogrome gegen eigene Mitbürger.

Im Jahre 1917 sollten alle Russlanddeutschen aus dem europäischen Teil des Landes nach Osten verbannt werden. Die Februarrevolution hat das verhindert. Provisorische Regierung proklamierte die Bürgerrechte und Selbstbestimmungsrecht aller Völker Russlands. Die Deutschen forderten ihre Gleichberechtigung zurück.

Mit dem Machtergreifen der Bolschewiki am 26. Oktober 1917 begann in Russland eine neue Epoche.

Projekte einer Selbstverwaltung an der Wolga mit deutscher Amts- und Unterrichtssprache, eigenen Zeitungen und Parteien, unterstützt durch Leninsche Politik, hatten im Oktober 1918 ihre Früchte getragen – erste autonome Verwaltungseinheit der Wolgadeutschen wurde im Sowjetrussland geboren.

Ab 1924 formierte sich die Bolschewistische Völkerunion. Dabei entstand auch die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen. Deren Gebiet mit der Hauptstadt Engels umfasste 265.000 Quadratkilometer, hatte etwa 550.000 Einwohner, von denen 379.000 deutscher Abstammung waren, die übrigen waren Russen und Ukrainer. Die Amtsprache war Deutsch. In anderen kompakten Siedlungsgebieten der Russlanddeutschen, neben Gebiet Omsk, in der Region Altaj und in der Ukraine wurden nationale deutsche Landkreise gegründet.

Im Zuge dieser Entwicklung vollzog sich in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre ein starker Aufschwung in der Wolgarepublik und in den deutschen Rayons. Es wurden Schulen und Bibliotheken eröffnet, pädagogische, gewerbliche und industrielle Ausbildungsstätten, sowie fünf Hochschulen eingerichtet. Es wurden ein deutsches National- und Kindertheater, sowie mehrere deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften gegründet.

Der Personenkult Stalins und die damit zusammenhängende Verstöße gegen das Sozialistische Recht wirkten sich verheerend auch auf das Leben der deutschen Bevölkerung aus. In dem Maße, wie sich die Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion verschlechterten, wuchsen die Repressionen gegenüber den Deutschen in Russland. In drei Jahren wurden alle deutschen Landkreise von der Ukraine bis Westsibirien liquidiert, der Schulunterricht durfte in Deutsch nicht mehr durchgeführt werden, eine kurze Zeit später ging es auch der Wolgadeutschen Republik an den Kragen.

Mit dem Überfall des Nazideutschlands auf die Sowjetunion begann die schlimmste Zeit für alle Russlanddeutschen. Unter dem Vorwurf der Kollaboration mit dem Feind wurde 1941 die Wolgarepublik aufgelöst. Die Russlanddeutschen wurden nahezu vollzählig aus dem europäischen Teil der Sowjetunion nach Mittelasien und Sibirien und in die Industriegebiete des Ural ohne Rückkehrrecht deportiert. Männer wurden verhaftet. Frauen, Kinder und Alte wurden in Viehwaggons gestopft und abgeschleppt, genau wie das Schlachtvieh, alle aneinander gepresst, sie durften nur das wenige Hab und Gut mitnehmen, zu hunderten starben sie unterwegs zu ihren Verbannungsorten.

In nur zwei Monaten wurde das Zweimillionenvolk deportiert. Damit waren die Russlanddeutschen die einzige Volksgruppe, die ausnahmslos in den sowjetischen Konzentrations- und Arbeitslager interniert wurde. Mehr als ein Drittel kam dabei um…

Nach dem zweiten Weltkrieg hatten die Russlanddeutschen, wie mehrere andere nicht russische Völker, alle Rechte einer Nation und Volksgruppe eingebüßt. Sie verloren ihren Rechtstatus, ihre Siedlungsgebiete, ihre Bewegungsfreiheit, jegliche soziale Fürsorge des Staates, die Schulen und kulturelle Einrichtungen. Familien wurden auseinander gerissen. Die Russlanddeutschen lebten als Verbannte in den Arbeitslagern und Sondersiedlungen, mussten Schwerstarbeit in Bergwerken und unerschlossenen Wäldern leisten.

1955 reise Adenauer zu Deutsch-Sowjetischen Verhandlungen nach Moskau. Drei Monate später verkündet der Oberste Sowjet ein Amnestiedekret, das die Entlassung aus den Arbeitslagern und Sondersiedlungen verfügte. Es untersagte jedoch weiterhin die Rückkehr in die Vorkriegswohnorte. Die Russlanddeutschen erhielten keine Entschädigung für ihr 1941 beschlagnahmtes Eigentum.

Deutschen Kindern blieb z. B. auch weiterhin verboten, während den Pausen in den Schulen untereinander Deutsch zu sprechen. Und das selbst in den Ortschaften, wo die Deutschen die Mehrheit der Bevölkerung ausmachten. Kein Wunder, dass so viele Nachkommen die Sprache nicht mehr beherrschen.

Erst im Jahre 1964 erließ der Oberste Sowjet ein Dekret, das den pauschalen Vorwurf der Kollaboration zurücknahm und wörtlich als „Ausdruck der Willkür unter den Bedingungen des Personenkults Stalins“ verurteilte.

Es bildete sich eine Autonomiebewegung der Russlanddeutschen mit dem Ziel der vollen politischen, sozialen und kulturellen Herstellung der Rechte und der Republik der Deutschen an der Wolga. Die sowjetische Regierung reagierte auf diese Forderungen zurückhaltend. Trotz kultureller Zugeständnisse konnte das Grundproblem, also, wo soll man das denn tun, nicht gelöst werden. Zu den Autonomiebewegungen kam daher ab Ende der 60er Jahre ein zunehmendes Auswanderungsbegehren hinzu. Enttäuscht von ihren Lebensbedingungen in der ehemaligen Sowjetunion machten sich langsam die ersten Aussiedler auf die Reise nach Westen.

1990 schlossen Bundesrepublik Deutschland und Sowjetunion einen Vertrag über die gute Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit. Helmut Kohl versprach den Ausreisewilligen, Zitat: „Tradition zu pflegen und auch zu halten – wir wollen ihnen dabei helfen und wir wollen ihnen im Rahmen des Möglichen ihr Leben in ihrer angestammten Heimat erleichtern“.

Die Sowjetunion brach auseinander. Die Schaffung autonomer Gebiete konnte nicht mehr realisiert werden, trotz aktiver Unterstützung der deutschen Seite. Hinzu kamen noch in den südlichen Teilen der ehemaligen Sowjetunion aufkommende Nationalkonflikte, die zu Benachteiligungen aller nicht einheimischen Bevölkerungsgruppen führten, z. B. die Einführung von Kasachisch als Unterrichts- und Amtssprache in Kasachstan. Inflation, überall herrschende Kriminalität und Korruption, immer mehr sich verschlechternde Wirtschaftslage taten das Restliche.

Eine wahre Fluchtwelle erfasste die Russlanddeutschen, die zu tausenden das Land verließen. So kommen viele Menschen nach Deutschland, die eng damit verbunden sind, und zwar vor allem deshalb, weil die Menschengruppen, von denen sie stammen, tief in der Geschichte Deutschlands verwurzelt sind.

"Quelle: Info-DVD der Otto-Benecke-Stiftung, verfasst Ende der 90ger Jahre"

 

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